In unserer sich ständig verändernden Geschäftswelt ist die Fähigkeit, sich anzupassen und Veränderungen effektiv zu managen, von entscheidender Bedeutung. Dies gilt für Unternehmen im Großen als auch für die Produkte selbst im “Kleinen”.
Unter Veränderungsmanagement lassen sich alle Aufgaben, Maßnahmen und Tätigkeiten zusammenfassen, die eine umfassende, bereichsübergreifende und inhaltlich weitreichende Veränderung in einer Organisation bewirken sollen – z. B. zur Umsetzung neuer Strategien, Strukturen, Systeme, Prozesse oder Verhaltensweisen. So erfordert insbesondere im Kontext des Product Lifecycle Managements (PLM), der digitalen Transformation und der Industrie 4.0, der Umgang mit Veränderungen eine gezielte und strukturierte Herangehensweise, um sicherzustellen, dass Unternehmen ihre Produkte und Prozesse kontinuierlich verbessern können.
Kunst des Wandels? Nun, ganz ähnlich wie bei der Entfaltung eines Kunstwerks erfordert das Change Management im PLM-Kontext die feine Balance zwischen Kreativität und Struktur. Es ist eine Herausforderung, die verschiedenen Elemente der Veränderung zu harmonisieren, um letztendlich ein beeindruckendes Ergebnis zu erzielen.
Was ist ECM?
Das technische Change Management, das auch Engineering Change Management (ECM) oder ganz einfach Änderungswesen genannt wird, hat das Ziel die schnelle und effiziente Reaktion auf Meldungen oder Anfragen zu technischen Änderungen zu ermöglichen.
Technische Änderungen am Produkt und die damit einhergehenden Anpassungen an der Konstruktion und der Stückliste eines Produkts können aufgrund gesetzlicher Vorschriften, sich ändernder Marktanforderungen, Wettbewerbsentscheidungen oder durch eine Vielzahl von Gründen erforderlich werden. Änderungen unterworfen sind in Unternehmen aber auch beispielsweise Dokumentationen.
Ein erfolgreiches Change Management berücksichtigt zudem alle angrenzenden Prozesse im Unternehmen. Das bedeutet beispielsweise scheinbar banal, dass Entwürfe gemäß den neuen Anforderungen angepasst und vom Entwicklungsteam berücksichtigt werden müssen. Dies gilt auch, wenn es sich um lediglich geringfügige Änderungen handelt – die jedoch trotzdem Auswirkungen auf den gesamten technischen Kontext haben. Es bedeutet mitunter weiter, dass beispielsweise referenzierte Dokumente erneut in einem Workflow berücksichtigt werden müssen – und gegebenenfalls aktualisiert werden, zum Beispiel Produktdokumentationen. Gültigkeiten müssen neu gesetzt werden, um der Fertigung sicher zu kommunizieren, wann eine neue Revision eines Teils oder einer Baugruppe relevant für die Fertigung ist. Schließlich gilt es auch, Zieltermine zu halten.
Weiterhin muss jeder Hersteller, v.a. diejenigen mit komplexen und konfigurierbaren Produkten, die Einflüsse jeder einzelnen Änderung nicht nur innerhalb des technischen Bereichs verwalten, sondern unternehmensweit. Mitunter sofortige und genaue Updates für beispielsweise die Warenwirtschaft sind essenziell. Technische Änderungen werden folgerichtig allen Beteiligten in Echtzeit mitgeteilt.
Phasen des ECM
Der Begriff technisches Change Management beschreibt eine Bandbreite an Prozessen und spezifischen Disziplinen. Dabei wurde der CMII-Standard als Rahmenwerk geschaffen, der das technisches Change Management nebst anderen Aspekten in drei wesentliche Phasen strukturiert:
Die erste Phase zum Anstoßen einer Änderung bildet der Änderungsantrag (auch Problem Report, 1). “Der reinen Lehre nach” wird in dessen Folge die Änderungsmeldung (Engineering Change Notice, 2) ausgelöst. Den Abschluss bildet die Implementierungsphase (Engineering Change Order, 3).
- Ein Änderungsantrag/Problem Report kann dabei entweder eine Verbesserung an einem bestehenden Entwurf, oder eine Reaktion auf einen Problembericht sein und beinhaltet die nötigen Informationen, um diese vorgeschlagene Änderung durchzuführen oder abzubrechen.
- Eine Änderungsmeldung/Engineering Change Notice (ECN) dient dazu, Änderungen in der Produktkonstruktion oder den Fertigungsprozessen eines Produkts formell anzukündigen, zu dokumentieren und zu kommunizieren, um sicherzustellen, dass alle relevanten Stakeholder über die Änderungen informiert sind und sie entsprechend umgesetzt werden können. Sie fungiert als offizielles Kommunikationsmittel, um eine klare und einheitliche Verständigung über die Änderungen zu gewährleisten und mögliche Auswirkungen zu kontrollieren.
- Eine Engineering Change Order (ECO) ist eine formelle Anweisung, die Änderungen an einem Produkt oder einem System im Engineering-Bereich beauftragt. Sie enthält detaillierte Informationen über die Art der Änderungen, ihre Begründung, den Umfang der Anpassungen und die erforderlichen Schritte, um die Änderungen umzusetzen. Die ECO dient dazu, einen geordneten Prozess für die Durchführung von Änderungen sicherzustellen und die Dokumentation und Kommunikation über den gesamten Änderungsprozess hinweg zu gewährleisten.
Wesentliche Elemente einer Umsetzung von Change Management stützen außerdem auf folgende Aspekte: